Und wenn wir es noch 100 X beklagen und unsere Zeitschriften mit dicken Lettern damit füllen, es bleibt dabei: Deutschland gehen die Fachkräfte aus. Dabei jammern wir uns die Situation eher weiter vorwärts, als sie zu lösen. Wie auch? Fakt ist eben Fakt. Und diese Fakten sind nicht neu, denn demographische Berechnungen gibt es schon seit Jahrzehnten. Nun zu beklagen, dass wir es verpasst haben, ist eine Form von Opferhaltung. Und in genau der dürfen wir uns nicht sehen. Die Lage immer wieder deutlich zu machen ist das Eine, Lösungen zu generieren in jedem Fall komplex. Neue Wege müssen her. Aber da scheint nichts in Sicht, außer mehr von dem, was bisher nicht geholfen hat. Oder doch?
Absichern gehört zu einer unseren Stärken, die ich als Schwäche einordne. Wir sind getrieben von unserer German Angst. Lösungen bekommt man, wenn man nach dem Status Quo auch bereit ist Lösungen zu generieren, die mehr als nur ein Absichern oder ein Löcher stopfen sind. Farbe drüber fertig, ist bei komplexen Sachverhalten ungünstig. Dann kommt das dicke Ende eben später, aber dafür geballt. Nun ist es typisch für kausales und lineares Denken zu glauben: Wenn mit dem Renteneintritt der Babyboomer Fachkräfte fehlen, dann muss ich welche aus dem Ausland reinholen. So unkomplex ist die Welt leider nicht. Das Denken in Teilen der Politik scheint so zu laufen. Was wir brauchten, wäre dann eine gezielte Zuwanderung von Menschen aus explizit den Fachbereichen XY in der Zahl, die uns konkret fehlen, mit der fachlichen Kompetenz, die wir brauchen, möglichst auch sofort, inklusive mit besten Sprachkenntnissen und der Bereitschaft zu einer Integration, so wie wir sie uns vorstellen. Wir müssen weiterhin attraktiven Wohnraum, Bezahlung, Kinderbetreuung sicherstellen. Ich kürze mal ab und behaupte, als schnelle Lösung erscheint es mir schwierig und ungeeignet. Das bedeutet nicht, dass wir auf Fachkräfte aus dem Ausland verzichten sollten. Doch global gedacht, treten wir damit in einen Wettbewerb um Arbeitskräfte ein. Anders gesagt, wir entziehen anderen Staaten Menschen, die dort gut ausgebildet wurden und wohlmöglich gebraucht werden. Jetzt habe ich gleich mehrere Fragezeichen im Kopf. Fakt ist, wir sind keine Insel in Sachen Fachkräfte, und überhaupt bei keinem anderen Thema in dieser Welt. Da darf uns mehr einfallen! Einseitiger Aktionismus ist eindeutig verfehlt.
"Fachkräftemangel" und zack, da klingeln die Ohren einiger Softwarefirmen und Personalberatungen. Recruiting 4.0 ein Zukunftsfeld eröffnet sich.
Man braucht gar nicht lange schauen, die Angebote sind nicht zu übersehen.
Beide Angebote sind in ihren Versprechen zweifelhaft. Die zahlreichen neuen Softwareangebote, die wie Pilze auf dem Markt sprießen sind in jedem Fall wichtig, wenn es darum geht, Recruitingprozesse zu verschlanken, zu vereinfachen und zu beschleunigen. Kein Bewerber quält sich durch eine komplizierte Bewerbungssoftware und kein Arbeitgeber hat heute die Zeit Bewerbungsverfahren auf 6 Monate auszudehnen. Es ist ein Basic eine solche Software zu haben, allerdings so individuell, wie es zu Deinem Unternehmen passt, mit den Skills, die ihr benötigt um den Prozess zu stärken.
Fazit: Alles aufgezählte ist wichtig, aber Aktionismus und Hysterie sind keine Universallösungen.
Das Problem ist nicht, dass wir zu wenig Fachkräfte haben, das Problem ist, dass wir unsere Hausaufgaben seit Jahren nicht gemacht haben. Genau deshalb scheint der Mangel an gut ausgebildeten Fachkräften ein Problem zu sein. Wir können uns das Thema sowohl gesellschaftlich ( Ministerien von Wirtschaft bis Bildung, Wirtschaftsverbände, Arbeitgeberverbände … ) und auch von der Seite der Unternehmen anschauen. Ich möchte hier letzteren Blick wagen.
Machen wir uns also mal ehrlich und sind mutig diese Fragen zu beantworten:
Ich könnte jetzt noch jede Menge weitere Fragen stellen. Wie ist Dein Status Quo beim Lesen? Herzlichen Glückwunsch, wenn Du sagen kannst: Ja wir sind dabei, wir sind auf dem Weg. Vielleicht läuft ja auch schon vieles davon in Deinem Unternehmen in die richtige Richtung. Innerhalb meiner Beratungen von Führungskräften oder dem Personalmanagement mache ich oft die Erfahrung, dass es noch viel zu tun gibt. Da sind sie, die nicht gemachten Hausaufgaben.
Einsicht ist der Weg zur Besserung, heißt es. Aber auch die ist nicht immer da. Bis gestern gab es, unter Top Arbeitgebern, noch eine gewisse Arroganz. Bei uns arbeitet man gern. Wir bekommen so schnell kein Fachkräfteproblem. Der Fachkräftemangel macht nirgends Halt, insofern die "Hausaufgaben" unerledigt bleiben. Die obigen Fragen sind erste Marker, die anzeigen, wo es anzupacken gilt. Verzichte auf Abküzungen, auf schnelle Lösungen und gehe das Thema in all seinen Facetten an. Im nächsten Blogartikel zum Thema Arbeitgeberattraktivität schauen wir da nochmal konkret drauf. Die Attraktivität des Arbeitgebers ist nämlich in ihren vielfältigen Facetten der Schlüssel Fachkräfte magnetisch anzuziehen und zu halten.
Ist Dein Unternehmen attraktiv genug, um magnetisch für Fachkräfte zu sein? Meine Empfehlung: Nichts wie ran und Hausaufgaben machen. Wenn das Thema für Dich und/ oder Dein Unternehmen Relevanz hat, dann lass uns reden. Ein klarer Blick aus einer anderen Richtung, aus arbeitswissenschaftlicher Perspektive eröffnet neue Wege. Was wäre eigentlich wenn …? Als Diplomwirtschaftswissenschaftlerin mit dem Schwerpunkt Arbeitswissenschaften bin ich eine kompetente Sparringspartnerin für Management & Führung in einer Arbeitswelt im Wandel.