Unsere Kommunikation ist mutarm geworden. Was schreibe ich da eigentlich gerade so "mutarm" dahin. Also nochmal: Mut ist nichts für Feiglinge. Als Klartext bedeutet es, unsere Kommunikation ist oft feige. Das müssen wir unbedingt ändern. Diese Woche hatte ich da ein AHA - Erlebnis, auf dass ich schon lange gewartet habe. Ein Mutausbruch unserer Kanzlerin.
Mutarme Kommunikation hat sich in unserem Land virusartig verbreitet. Es gibt keine Impfung und keinen Test und sie ist gefährlich. Da wird geschwiegen, verschwiegen, geschwafelt und weg gelächelt. mal ist es "Diplomatie", mal Angst vor einem Konflikt, vor Konsequenzen, oder sogar vor falsch verstandener Empathie. Her mit dem Klartext und der mutigen Kommunikation! Oder bist Du etwa feige?
Mut zum Fehler und Fehlerkultur gehen Hand in Hand. In Politik und in Unternehmen sind sie Mangelware. Privat sieht es tatsächlich nicht viel besser aus. Was ist bloss los? Courage gesucht! Fehler werden hierzulande höchstens "gemanaged". Fehlerkultur? Weit gefehlt. Zu seinen Fehlern zu stehen ist einfach nicht üblich. Fehler sind halt schmutzig. Sie verderben das Image. Nein, sie sind das Produkt "egobesetzten" Verhaltens. Sorry, so viel Ehrlichkeit muss sein. Schließlich geht es ja hier um mutige Kommunikation und Entledigung eines Tabu`s.
Rücktritt! Das geht ja gar nicht. Da gibt Jemand zu, einen Fehler gemacht zu haben. Einen Fehler zugeben, der Tragweite für ein ganzes Land hat?! Das machen nur Loser, also Rücktrittsrufe. Bravo, genau dies ist die Denke derer, die eine Erfolgsscheinwelt verkörpern. Höher, weiter, schneller und immer die richtigen Entscheidungen treffen. Am Besten ist es dabei noch erfolgreich ins Starfoto eines Erfolgsmagazin`s zu lächeln. Erfolgreiche Menschen machen keine Fehler, glauben Menschen, die die Welt so sehen. Aber vielleicht ist es ja doch ganz anders?!
Dieser Jemand war niemand anderes als die Kanzlerin Angela Merkel persönlich. "Ich habe einen Fehler gemacht.", sagt eine Kanzlerin und zieht verantwortungsvoll eine Entscheidung zurück. Chapeau! Das geht nur ohne Ego, nur dann, wenn man einer Sache dient und sich und sein Außenbild nicht in den Vordergrund schiebt. Das sind Qualitäten echter Leader. Qualitäten von Führungskräften, die in unsicheren Zeiten komplexe Sachverhalte managen und dort, wo es kein richtig oder falsch gibt trotzdem Verantwortung tragen. So geht Mut.
