Vom Ziele Bullshit: Bye, bye Ziele
Vielleicht kennst Du es auch, Ziele gehören zu jedem Jahresanfang. Das macht man so, jedenfalls dann, wenn man erfolgreich sein will. Erfolgreiche Menschen haben selbstverständlich Ziele. Und Veränderungen finden schließlich über Zielprozesse statt. Ist das so? Nein. Leider ist die Sache mit den Zielen in unserer Welt des Wandels Bullshit!
Und dennoch findest Du überall immer noch die gleichen Botschaften und Aufforderungen: Setze Dir Ziele. Und überhaupt, dass Ziele SMART sein müssen, ist kein Geheimnis mehr. Die Sache mit den Zielen hat sich fest in unsere Köpfe eingebrannt. Gerade jetzt am Beginn des Jahres haben viele Coaches für Dich den ultimativen Weg, wie Du Ziele setzen sollst und garantiert erreichst. Das ändert nichts daran, dass die Erfolgsquote gering ist.
Ziele und die richtige Zielsetzung haben sich nicht nur im unternehmerischen Denken ,seit 1954 Peter Druckers "Management by Objektives" - MbO - zu einer erfolgsversprechende Methode etabliert. Aber auch im privaten Leben hat sich das Setzen von Zielen fest durchgesetzt. So geht erfolgreiche Veränderung, ist das Denken dahinter. Lange Zeit waren Zielprozesse tatsächlich das Mittel der Wahl. Inzwischen ist es jedoch Zeit, sich davon wieder zu verabschieden. Alles ist im Wandel, auch Managementmethoden und Selbstführungstools sind irgendwann "überlebt". Warum Ziele ausgedient haben und Erfolg anders geht:
Ziele, ein Relikt einer alten Wirtschaftswelt
Ziele haben in unsere Welt Einzug gehalten, als die Wirtschaftswelt noch "übersichtlich" war. Es war die Zeit, als Märkte als planbar galten und die Ausrichtung klar auf Wachstum gerichtet war, um Wohlstand zu generieren. Damals ging man davon aus, Erfolg über Planung steuern zu können. Der Irrglaube bestand schon damals darin, zu glauben, Erfolg unterliegt unserer menschlichen Kontrolle, Sicherheit sei machbar und die Welt im Grunde "steuerbar". Wirtschaftliches Handeln basierte auf der Grundlage von Strategien - Planungen und darauf aufgesetzten Controllingprozessen. Dieses System entwickelte sich immer weiter und wurde letztlich instrumentalisiert, um Leistung und Erfolg zu generieren. Über die Zeit blähten sich diese Systeme der vermeintlichen "Erfolgsplanung" immer weiter auf und bescherten Unternehmen einen Zuwachs an Bürokratie und Selbstverwaltung. Seit Einzug der Globalisierung und Digitalisierung erleben wir nun eine ganz andere Welt, die sich rasant verändert und hochkomplex ist. Steuern, planen und Sicherheit sind Illusion geworden. Die Einsicht dessen kommt nur langsam an, zu sehr sind wir in dem gefangen, was wir schon "immer" tun. Eine erfolgreiche Managementmethode hat nun ausgedient. Das ist Veränderung. In einer Welt, die wir mit VUKA (volatil, unsicher, komplex, ambig) beschreiben, kommen wir mit kausalem Denken und damit mit starren Zielsetzungsprozessen nicht wirklich weiter. Unser Denken über Erfolg und Leistung brauchen insgesamt einen anderen Blick und jede Menge Mut in Unsicherheiten agil zu agieren.
Innovation ist nicht das Produkt von Zielen
Abgesteckte Ziele verfolgen und Innovationen erschaffen passen nicht zusammen. Grundsätzlich gilt es beidhändig zu agieren und a) im Kerngeschäft Prozesse zu optimieren und b) offen für Innovationen zu sein. Theoretisch ist dies trennbar, praktisch kaum, da Innovationen ja nicht außerhalb der Praxis entstehen. Ein Zielprozess ist grundsätzlich ein definierter festgelegter Prozess. Dabei geht es darum, Schritt für Schritt sich einem festgelegten Endzustand anzunähern. Wenn wir aber mit offenen Augen durch das Leben gehen, kreativ und spielerisch gestalten, dann steht ein Ziel förmlich im Weg. Das Endergebnis muss sogar offen sein, denn wir kennen das Neue, zu Erschaffende, noch gar nicht. Entwicklung braucht also den Mut sich im Probieren voran zu wagen, aus Routinen auszubrechen, Fehler auf dem Weg einzukalkulieren. So kommt das Neue in die Welt und so entsteht Erfolg in einer Welt des Wandels.
Knapp am Erfolg vorbeigeplant: Wer immer geradeaus geht verpasst das Leben
Irgendwie logisch, oder: Wenn wir uns von A nach B bewegen dann sehen wir nicht was es noch gibt. Aus dem Zug, auf fest installierten Schienensystemen, entdecken wir nicht die Welt. Immer geradeaus unterwegs verpassen wir Möglichkeiten und Chancen links und rechts der abgesteckten Zielstrecke. Einem smarter Zielprozess fehlt die Flexibilität für Abweichungen. Nicht nur das Ziel, in seiner zahlenmäßig und emotionalen Beschreibung sind fix, sondern auch die Kriterien der Zielerreichung und das Datum sind festgelegt. Starrer geht es nun wirklich nicht. Eine sich rasant verändernde Welt lässt sich von einem solchen System nicht beeindrucken und es brauchte schon eine Glaskugel, um zu wissen, wo wir ankommen, wenn wir unseren sichereren Standort verlassen und durch unsicheres Gelände schreiten. Für alle die, die jetzt noch sagen, aber das Zieldatum muss sein … Nein, auch das ist Bullshit. Wer sagt denn, dass ein anderer Weg nicht schneller sein kann, oder ein wirksamerer Weg nicht auch länger dauern darf?!
Das Glück und der Erfolg liegen auf dem Weg
Wer mit Zielen arbeitet weiss, es braucht Willenskraft. Durchhalten ist die Parole zum Erfolg. Auch diesen Fakt dürfen wir in unserer modernen Welt neu denken. Ein Hoch auf Disziplin und die Fähigkeit mit Biss eine Sache zu verfolgen. Eine solche Qualität ist aber nur zum Teil lobenswert, denn die Dosis macht auch hier das Gift. Das ist zum Beispiel bei fest gesteckten Zielen der Fall. Wenn ich merke, ein Ziel ist auch mit Anstrengung nicht zu erreichen, ist es sich nicht klug die Willenskraft zu steigern. Hier stellt sich die Frage, ob das Ziel wirklich passt und zwar innen wie außen. Besser ist es mit flexiblen Zielen zu arbeiten. Das heißt statt starre Ziele zu formulieren flexibel kleine Sprints zu setzen. Agile Teams nutzen diese Tools um schnell und flexibel in der VUKA-Welt vorwärts zu kommen und dabei "ergebnisoffen" zu bleiben. Das Glück und der Erfolg liegen eben auch rechts und links der Wegstrecke und nicht auf der "Zielgeraden".
Ohne Ziele kommen wir nicht an. Wer sagt so etwas?!
"Wir brauchen Ziele, sonst können wir ja auch nirgends ankommen." Wirklich? VIelleicht liegt hier noch ein Denkfehler. Der entspringt nämlich unserem alten kausalen Denken. Wo genau wollen, müssen, sollen wir ankommen? Hier liegt die Krux unserer Gedankenwelt. Das alte marktwirtschaftliche System brauchte Instrumente, die befähigen schnell und wirksam xx, in yz Qualitäten zu erreichen. Das sind aber Kriterien einer wachstumsorientierten Wirtschaft, in einer übersichtlichen Weltwirtschaft. Eine globale, sich immer stärker digitalisierende Welt steht dem entgegen. Dazu kommt, das eine Werteverschiebung von Wachstum in Innovation & Sinnstiftung stattfindet. Wer Zukunft gestalten will braucht einen systemischen Blick auf die Welt. Dieser Blick schließt vernetzt Wirtschaft, Umweltschutz, Bildung … usw. ein. Bilder eines großen WOFÜR? und Visionen zukünftigen Lebens ersetzen starre Zielprozesse.
"Ja aber, …" oder "…. ganz ohne Ziele geht es trotzdem nicht." Ich bleibe entschieden bei NEIN. Worum es geht ist doch zu erkennen, dass wir unser altes kausales Denken infrage stellen müssen. What if? ist die Frage der Fragen und mit Hypothesen und Experimentieren bewegen wir uns Richtung Zukunft. Zielprozesse wie wir sie bis dato in der Wirtschaft und im privaten regelrecht zelebriert haben machen keinen Sinn. Aus diesem Aspekt heraus gilt es den gesamten aufgesetzten strategischen Ziel- & Planungsprozess zu verlassen und einen Sichtwechsel üben. Wie das gehen kann? Ich habe da ein paar Impulse zum Umdenken.